Mission completed vs. mission started? Ein deutsch-schwedischer Ausblick

Mit der DMEA fand Ende April in Berlin erneut Europas größte Digital Health Konferenz in Berlin statt. Platform24 nutzte diesen Anlass, um deutsche und schwedische Vertreter:innen aus der Gesundheitswirtschaft auf einem DMEA Side-Event zusammenzubringen und durch einen länderübergreifenden Austausch wertvolle Impulse zu erlangen. Eine der Keynotes aus dem digitalen Vorreiterland Schweden machte deutlich: neue Herausforderungen erfordern dortzulande eine ganze neue Dimension digitaler Transformation.

Mit Patrick Sundström, Chief Digital Officer der Swedish Association of Local Authorities and Regions (SALAR), startete ein Wegbereiter und Visionär der digitalen Gesundheitsversorgung die Veranstaltung. Der Jurist mit den Schwerpunkten Digitalisierung, IT und Datenschutz leitet die Aktivitäten der schwedischen Kommunen und Regionen im Bereich der digitalen Gesundheit und verantwortete die Erstellung der Vision ehälsa 2025, der übergreifenden E-Health-Strategie Schwedens. Er machte deutlich: Schweden hat eine gute Ausgangsposition, das Land setzt bereits seit 30 Jahren erfolgreich digitale Lösungen im Gesundheitswesen ein. “Gleichzeitig haben wir trotz dieser Ausgangslage und der durch die Pandemie ausgelösten rasanten digitalen Entwicklung unser Verhalten oder die Art und Weise, wie wir Gesundheitsleistungen erbringen, nicht wirklich verändert. Ich glaube, dass Gesundheitssysteme weltweit aktuell an dem Wendepunkt stehen, an dem es darum geht, entweder die Zukunft zu sichern oder an der Vergangenheit festzuhalten”, so Sundström. 

Chronische Erkrankungen: die neue Epidemie

Neben der demografischen Entwicklung und der sinkenden Produktivität im Gesundheitswesen sei eine der größten Herausforderungen die steigende Anzahl an chronischen Erkrankungen. “Das ist unsere neue Epidemie in Schweden: 50% der Bevölkerung haben eine oder mehrere chronische Erkrankungen, und auf diese Gruppe entfallen etwa 85% der Gesundheitskosten”, erklärte der Experte. Zwei Ansätze seien entscheidend: “Wir müssen unsere Unterstützung für Menschen mit chronischen Erkrankungen radikal verbessern und ihnen die Instrumente an die Hand geben, die sie brauchen, um gesund zu bleiben. Und wir müssen einen Weg finden, effizienter im Bereich der Prävention zu arbeiten.” 

Technologie als Wegbereiter

Mehr denn je gehe es in Schweden jetzt darum, das Gesundheitswesen neu zu erfinden, die Möglichkeiten der Technologie noch umfassender zu nutzen und gleichzeitig die humanistischen Aspekte der Gesundheitsversorgung zu stärken. “Es geht nicht nur um Technologie oder menschliche Skills, sondern um beides – aber auf eine neue Art und Weise. Es gilt, die Gesundheitsversorgung von den Häusern der Primärversorgungszentren und Krankenhäuser dorthin zu verlagern, wo die Menschen leben, essen, arbeiten und spielen.” Technologie sieht Patrik Sundström als Wegbereiter für diese Bewegung an. Der größte Wandel im schwedischen Gesundheitswesen müsse jedoch nicht digital, sondern analog erfolgen: in einer Veränderung des menschlichen Verhaltens.

Bereitschaft zur Veränderung auch in Deutschland gefragt

Deutschland steht im Vergleich zu Schweden im Bereich der digitalen Gesundheitsversorgung noch am Anfang, Herausforderungen und Bedingungen unterscheiden sich. Dennoch war sich das im Anschluss an die beiden schwedischen Keynotes mit deutschen Digital-Experten besetzte Panel einig: Auch hierzulande braucht eine erfolgreiche Digitalisierung nicht nur Technologie, sondern ebenso die Bereitschaft und den Mut zur Veränderung auf Seiten aller Beteiligten, seien es Ärzt:innen, Pflegekräfte, Patient:innen, Kostenträger oder Politik. Dafür müsse der Fokus noch stärker auf den Mehrwert und Nutzen digitaler Lösungen gerichtet werden.